Es könnte so schön sein

Wie du trotz Misophonie jeden Moment deines Leben genießt

Versetze dich bitte in die folgende Geschichte:

Stell dir vor, es ist ein sonniger Samstag im Sommer, 13:43 Uhr.

Du machst dich gerade für den 31. Geburtstag deines Cousins fertig.

Im vernebelten Badezimmer drehst du deine Musikbox nochmal ein Stückchen lauter.

Du wippst mit deinen Knien leicht im Takt.

Dein Kopf nickt leicht mit. Du summst den Text leise, während du dein Lieblingsparfüm aufträgst.

Du hast ein leichtes Lächeln im Gesicht und freust dich, deine Familie wiederzusehen.

Dein Misophonie-Notfallpaket mit Kopfhörern, Ohrstöpseln und CBD-Öl hast du griffbereit in deiner linken Hosentasche.

Es ist für dich so selbstverständlich wie Haustürschlüssel und Geldbeutel geworden.

Dein Handy ist voll aufgeladen und liefert dir im Notfall Entspannungsmusik.

Du bist sehr gut vorbereitet.

Deine Familie kennt dein Problem mit den Geräuschen, weil du mit ihnen offen und ehrlich darüber gesprochen hast.

Sie respektieren deine Herausforderung und gehen auf dich ein.

Die Phase der fragenden Blicke und Aussagen wie “stell dich nicht so an” oder “hör’ doch einfach weg” habt ihr schon längst passiert.

Ihr seid mittlerweile in der Phase angekommen, in der du dich nicht mehr für die Misophonie schämen musst.

Du bist selbstbewusst und überzeugt, dass du auf dem 31. Geburtstag deines Cousins nicht getriggert wirst – auch wenn die Geräusche da sind.

Du hast gelernt, damit souverän und selbstsicher umzugehen.

Du fühlst eine innere Sicherheit und Souveränität.

Du fühlst dich angekommen und wohl.

Die Misophonie wirft dich nicht mehr aus der Bahn.

Voller Vorfreude auf deine Familie und die gemeinsame Zeit mit ihr steigst du in dein Auto.

Auf der Hinfahrt zu deinem Cousin führst du die Alpaka-Übung durch. Sie hilft dir dabei, dich selbst zu regulieren.

Das Alpaka ist für dich zum Anker-Symbol geworden. Es gibt dir Sicherheit.

Im Radio läuft dein Lieblingslied. Du drehst voll auf und singst jedes einzelne Wort voller Euphorie mit.

Stimmlich vielleicht etwas schräg, dafür aber sehr textsicher.

Bei deinem Cousin angekommen, empfängt dich deine Familie mit Vorfreude und einem warmen Lächeln.

Bevor du die Türschwelle übertrittst, hörst du die Musik im Hintergrund.

Das beruhigt dich. Deine Familie denkt für dich mit.

Die Wohnung duftet nach frisch gebrühtem Kaffee.

Oma hat deinen liebsten Käsekuchen gebacken.

Statt dich auf all die Geräusche deiner Familie zu konzentrieren, genießt du jeden Bissen des leckeren Käsekuchens in vollen Zügen.

Du verlangst dir noch ein zweites Stück.

Aber nur ein kleines bitte”. (Wobei wir doch damit eigentlich meinen: ‘gib mir gleich den halben Kuchen!’)

Du lachst viel, du hast Spaß, du bist du selbst und hast die Situation voll unter Kontrolle.

Der duftende Dampf des Kaffees steigt dir in die Nase.

Die Kaffeetasse wärmt deine Handinnenfläche, wenn du einen Schluck nimmst.

Du unterhältst dich gut. Die Gespräche inspirieren dich.

Es ist einfach schön. Du fühlst dich sehr wohl.

Die gemeinsame Zeit mit deiner Familie quält dich nicht mehr wie noch vor ein paar Jahren.

Damals noch waren solche Anlässe für dich der blanke Horror.

Geburtstage? Weihnachten? Ostern?

Panik und Unwohlsein waren vorprogrammiert. 

Du warst bereits angespannt und nervös, noch bevor du aus der Dusche gestiegen bist.

Deine Gedanken kreisten sich nur um die Geräusche.

Wenn jemand am Essenstisch ‘zu laut‘ geschmatzt hat, hättest du am liebsten alles kurz und klein geschlagen.

Schlagartig hast du die Kontrolle über dich und deine Emotionen verloren.

Geräusche machten dich zu einer Person, die du nicht bist und nicht sein willst.

Gegen die starken negativen Emotionen konntest du dich nicht wehren.

Du warst den Geräuschen hilflos ausgeliefert …

… als würdest du im Moment des Triggers zu jemandem werden, den du nicht kennst und der die Kontrolle über dich übernimmt.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Du warst mit dieser Situation heillos überfordert.

Die Misophonie war für dich die pure Hölle.

Ein dauerhaft hohes Aggressionslevel, ohne Chance auf eine triggerfreie Zone.

Auch für deine Familie war die Zeit mit dir anstrengend.

Und Hand aufs Herz: mich wundert das nicht.

Auch sie war angespannt, weil du unendlich wütend warst und sehr starke Gewaltfantasien hattest.

Die Misophonie fühlte sich für dich wie eine nicht kontrollierbare Wutwelle an.

Du hast dich für dich und deine Misophonie geschämt, du fühltest dich belächelt.

Als würde jemand von außen den Aggressionknopf in deinem Kopf drücken.

Es fühlte sich für dich so an, als würdest du den Verstand verlieren. Du bist vor dir selbst erschrocken.

Du fühltest dich nicht in der Lage, deine Emotionen zu kontrollieren.

Herr über deine Sprache und Emotionen warst du lange nicht mehr.

Die Misophonie war ein täglicher Kampf, bei dem kein Ende in Sicht war.

Du wurdest unfreundlich zu deinen Mitmenschen und sogar abweisend, damit du nicht ausrastest.

Ein Mensch, der du eigentlich nicht bist.

Ein Mensch, der du eigentlich nicht sein willst.

Du versuchtest äußerlich ruhig zu bleiben und zu atmen. Innerlich bist du explodiert.

Natürlich hast du versucht, dass es dir niemand anmerkt. Ein innerer Kampf zwischen Aushalten, passiver Aggression und Flucht.

Es war für dich einfach nur anstrengend, weil du permanent deine Aggressionen unterdrücken musstest.

Dein Umfeld bekam das meist erstmal nicht mit und wunderte sich dann über deine Reaktion, wie etwa nervöse und hektische Bewegungen oder auch, dass du den Raum verlassen hast.

Jemand anderes hat Kontrolle über dich, indem er Geräusche macht.

Das fühlte sich übergriffig an.

Nach einem Trigger fiel es dir schwer, dich wieder zu beruhigen und nicht gleich alles infrage zu stellen.

Ganz zu schweigen von den starken Schuldgefühlen, weil du so eigentlich nicht bist.

Solche Geburtstage waren für dich reine Folter.

Schlimm waren die Tage in der Vergangenheit.

Diese schlimmen Zeiten sind jetzt endgültig vorbei.

Der Geburtstag deines Cousins ist wieder sehr schön gewesen.

Auf der Heimfahrt denkst du an die schöne Zeit zurück, an die (garnicht mal so lustigen) Witze deines Onkels.

An den leckeren, selbstgemachten Käsekuchen von Oma. An den frisch gebrühten und herrlich duftenden Kaffee, dessen Wirkung du immer noch spürst.

Mit deiner Misophonie gehst du mittlerweile deutlich souveräner um.

Du bist in der Lage, die Kontrolle über deine Emotionen zu behalten, auch wenn Geräusche kommen, die dich früher haben ausflippen lassen.

Du hörst die Geräusche und erkennst sie noch sehr gut…

… du reagierst aber nicht mehr so stark darauf wie früher. Die Misophonie ist für dich kontrollierbar geworden.

Keine Gewaltfantasien mehr. Du kannst deine Emotionen kontrollieren.

Du möchtest niemanden mehr umbringen und bleibst in Momenten des Triggers die liebenswerte Person, die du eigentlich bist.

Du bist in der Lage, die Wutwelle zu stoppen.

Nie wieder Dr. Jekyll und Mr. Hyde. 

Du verstehst, dass sich deine Mitmenschen normal verhalten und dass die Verantwortung bei dir liegt.

Andere Menschen können nicht mehr den Aggressionsknopf in deinem Kopf drücken.

Über deine Emotionen hast du die Kontrolle gewonnen. Du bist aus der Hülle ausgebrochen, die dich eingeengt hat.

Geräusche, die vorher noch eine 10 auf einer Skala von 1 (nicht schlimm) bis 10 (sehr schlimm) waren, sind heute nur noch eine 3 oder 4.

Die Geräusche sind noch da, aber sie tangieren dich nicht mehr so sehr.

Sie lösen in die nicht mehr die enorme Wut und Aggression aus.

Du glaubst an deine Selbstwirksamkeit.

Du hast ein leichtes Lächeln im Gesicht, weil du dich wieder auf deine Familie freust.

Du musst dich nicht rechtfertigen und gibst dir die Erlaubnis zu flüchten, wenn du musst.

Du schämst dich nicht, wenn du Kopfhörer beim Essen tragen möchtest, wenn du es für notwendig hältst.

Deine Angehörigen gehen auf dich ein und unterstützen dich. Du bist deutlich entspannter und liebst dein Leben.

Vor der Zukunft hast du keine Angst mehr. Weder vor Beziehungen noch vor deiner beruflichen Zukunft.

Die Misophonie ist nicht “weg”. Du hast aber die volle Kontrolle über sie.

DU sagst, wo es lang geht. Nicht mehr die Misophonie.

Du bist du selbst.

Du bist glücklich.

Du bist du.

Wir wünschen dir von ganzem Herzen weniger Trigger & mehr Leben!
Dein Team von Misophoniehilfe
 

PS: Solche entspannten Geburtstage mit meiner Familie zu verbringen, hat mich sehr lange gedauert.
Wenn du die Misophonie für dich auch kontrollierbar machen möchtest (und das schneller als ich), dann erklären Andreas, Verena und ich dir gerne, wie du das schaffen kannst.

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